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August 2022: Klausurtagung der Liberalen Männer

Am 13./14. August 2022 fand in Frankfurt am Main die jährliche Klausurtagung der Bundesvereinigung Liberale Männer e.V. statt. Mittels mehrerer Vorträge wurde über die körperliche Unversehrtheit bei Jungen und über die Probleme von Trennungseltern informiert und diskutiert. Die Diskussionen wurden anschließend informell bei einem Abendessen oder bei einer kurzen Stadtbesichtigung fortgeführt.


Bild: Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) im Stadtteil Ostend in Frankfurt am Main.

Bereits im Vorfeld trafen sich am Samstagmorgen Mitglieder und Freunde der Liberalen Männer in Bad Homburg. Nach dem Mittagessen berichtete zunächst Herr Schreiber in einem ausführlichen Vortrag über die körperliche Unversehrtheit bei Jungen. Dabei wurde vor allem über die relativ weit verbreitete Praxis der Beschneidung von Jungen informiert. Allein in Deutschland werden die Genitalien (Vorhaut) von etwa 10 Prozent der neugeborenen Jungen beschnitten. In den USA liegt der Prozentsatz mit etwa 60 Prozent noch deutlich höher. Herr Schreiber klärte auf, dass Beschneidungen in Deutschland (und den USA) in den allermeisten Fällen nicht religiös begründet sind. In den meisten Fällen wird die Beschneidung aus medizinischen oder kulturellen Gründen durchgeführt. Bei den medizinisch-begründeten Fällen werden oft weniger invasive Vorgehensweisen vernachlässigt. Dadurch ließen sich mehr als 90 Prozent der Beschneidungen (insbesondere bei einer Phimose/Vorhautverengung) vermeiden. Beschneidungen können für den Neugeborenen sehr schmerzhaft sein. In den USA sterben jährlich etwa 100 Jungen (Säuglinge) bei der Prozedur. Viele Männer leiden lebenslang an den Folgen der Beschneidung. Oft werden von Befürwortern der Beschneidung hygienische Gründe oder der Schutz vor HIV-Infektionen angeführt. Der Referent ging auf diese Argumente ein und erklärte, dass diese entweder auf keinen oder auf selektiven und methodisch mangelhaften Studien beruhen. Tatsächlich weisen zum Beispiel Länder mit hohen Beschneidungsquoten eine höhere HIV-Infektionsrate auf als Länder mit niedrigen Beschneidungsquoten. Dennoch gibt es in Deutschland, anders als bei der Beschneidung von Mädchen, keine angemessenen Regeln, die die körperliche Unversehrtheit von Jungen schützen würden. Der Referent empfahl daher eine ausführliche Pflichtberatung und Dokumentation durch den Arzt bei medizinisch-indizierten Beschneidungen von Jungen mit dem Verweis auf vorhauterhaltende Behandlungsmethoden. Religiös-motivierte Beschneidungen sollen an eine Pflichtberatung durch staatliche Stellen gekoppelt werden. Die Verjährung der Körperverletzung soll frühestens mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres eintreten.

In einem weiteren Vortrag ging Herr Creydt auf die Probleme von Trennungseltern ein. Dabei werden oft Väter (manchmal auch Mütter) beim Sorge- und Umgangsrecht benachteiligt. Laut dem Referenten sind hier oft auch wenig sensible Gutachter bei Gerichten ein Problem. Herr Creydt plädierte daher dafür, dass bei Gutachten und Entscheidungen das Kind im Mittelpunkt stehen sollte. In der Regel liegt es im Interesse des Kindes regelmäßigen Kontakt zu beiden Elternteilen (Mutter und Vater) zu haben. Basierend auf dieser Sichtweise bietet er und Kollegen über seine Initiative „Kind im Mittelpunkt“ Informationen, Hinweise und Empfehlungen für Betroffene und über und für Personen und Institutionen, die an den Entscheidungen beteiligt sind, an. In der anschließenden Diskussion wurde dieser Ansatz, sich bei Entscheidungen am Wohl des Kindes zu orientieren, begrüßt. Damit ließen sich vermutlich auch viele Konflikte zwischen Trennungseltern konstruktiv lösen. Am Abend wurden die Diskussionen bei einem gemeinsamen Essen am Mainufer informell fortgeführt. Dabei konnte auch das relativ neue Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) im Stadtteil Ostend und das nächtliche Stadtpanorama von Frankfurt betrachtet werden.


Bild: Vortrag von Herrn Schreiber (oben links) und Herrn Heydt (oben rechts). Abendessen im Stadtteil Ostend (unten links) am Mainufer (unten rechts).

Am Sonntag berichtete Herr Naumann via Internetpräsentation über die Initiative „Blauer Weihnachtsmann“. Der gemeinnützige Verein, dessen Ziel es ist, auf die Opfer von Trennungseltern (insbesondere Trennungsväter und -kinder) aufmerksam zu machen, würde sich über weitere aktive Mithelfer freuen. Anschließend wurde über die Pläne der Liberalen Männer für die nächste Zeit diskutiert. Nach dem Mittagessen fand unter Anleitung von Herrn von Meding ein kurzer Stadtrundgang statt. Neben der für die Demokratie in Deutschland historisch wichtigen Paulskirche (unter anderem Versammlungsort des ersten gesamtdeutschen Parlaments im Jahr 1848) wurde auch das vor wenigen Jahren neu erbaute und teilweise rekonstruierte Stadtzentrum von Frankfurt (zwischen Römerberg und Domplatz) besichtigt. (Frankfurt am Main: AB)


Bild: Internetpräsentation zu Aktion „Blauer Weihnachtsmann“ (oben links). Römerberg mit Gerechtigkeitsbrunnen (oben rechts) und Paulskirche außen (unten links) und innen (unten rechts).

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