Am 5. April 2025 fand in Berlin der jährliche Klausurtag der Bundesvereinigung Liberale Männer e.V. statt. Dabei wurde in Vorträgen und Arbeitsgruppen über die Gleichberechtigung von Jungen, Vätern und Männern diskutiert. Themen waren insbesondere der demographische Wandel und die Vernachlässigung der Jugend und Familien durch die Politik, die Geschichte des Feminismus, die mangelnde Wertschätzung von Männern in Organisationen, neue aufgeklärte alternative Qualitätsmedien, die einseitig gegen Väter orientierten Entscheidungen von Jugendämtern und Gerichten sowie die Einrichtung eines Rechtsfonds für benachteiligte Jungen, Väter und Männer.
Bild: Seminarraum mit Vorträgen.
Der Klausurtag fand dieses Jahr im Rahmen des Kulturwochenendes der Liberalen Männer und in Kooperation mit dem Väter-Netzwerk e.V., MANNdat e.V. und der Allianz für Freiheit e.V. statt. Am Samstagmorgen versammelten sich etwa 25 Männer und Frauen im Seminarraum des Tagungshotels in Berlin. Beim ersten Vortrag referierte Herr Dr. Meier über den demographischen Wandel und die Vernachlässigung der Jugend und Familien durch die Politik. Dabei zeigte der Referent zunächst anhand eines Diagramms den "durchschnittlichen Netto-Beitrag nach Lebensalter" ("average net contribution by age"). Darin zeigte sich, dass über die Lebensdauer betrachtet die gesellschaftliche Produktivität nur in der Alterspanne zwischen Adoleszenz und dem Ruhestandsalter (ca. 20 bis ca. 65 Jahre) positiv ist, aber bei jüngeren Menschen (Kindern und Jugendlichen) und bei älteren Menschen negativ ist. Eine Gesellschaft ist daher als Ganzes nur dann produktiv, wenn sie eine gesunde Demographie aufweist. Eine dysfunktionale Demographie stellt dagegen eine erhebliche Herausforderung für die Gesellschaft dar. Unter Verweis auf die Bevölkerungspyramide (Bevölkerung pro Alter) zeigte der Referent, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Anzahl junger Menschen im Vergleich zu älteren Menschen deutlich verringert hat. Außerdem gibt es im Segment der älteren Menschen eine deutliche Überrepräsentation von Frauen wegen der kürzeren Lebenserwartung von Männern. Die gegenwärtige Demographie ist daher dysfunktional. Im weiteren Verlauf des Vortrags ergründete der Referent mögliche Ursachen für diese dysfunktionale Demographie. Dazu gehören laut dem Referenten auch die falschen Rollenbilder, die durch eine feministische Politik vermittelt werden.
In einem weiteren Vortrag erläuterte der Schriftsteller Gunnar Kunz die Geschichte des Feminismus. Er ging dabei auch auf die Suffragetten ein und zeigte anhand von Beispielen, wie diese mit gewalttätigen Aktionen ihre Interessen durchgesetzt haben. Auch zeigte er, wie der Feminismus die Erfolge der Bürgerrechtsbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts für eigene Zwecke instrumentalisieren. So wurde in mehreren Ländern (inklusive Deutschland) das allgemeine Wahlrecht für Frauen und Männer erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt, aber gemäß einer feministischen Interpretation wurde damals erst das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Bei dieser Interpretation wird verschwiegen, dass vorher nicht nur Frauen, sondern auch die meisten Männer kein Wahlrecht hatten. Herr Kunz verwies außerdem auf sein kürzlich erschienenes Buch zu diesem Thema, in welchem er seine Argumentation belegt.
Anschließend berichtete Herr Leibrandt über die Situation von Männern in Organisationen. Herr Leibrandt ist selbstständiger Berater und systemischer Coach. In seinem Vortrag ging er auf die verzerrte Sichtweise auf Männer und Frauen in der Gesellschaft ein. Danach werden Frauen übertrieben positiv und Männer übertrieben negativ betrachtet. Diese verzerrte Sichtweise führe dazu, dass Männer und Frauen als Gegner statt als Kooperationspartner betrachtet werden. Eine solche Haltung schade der Gesellschaft und dem Zusammenwirken von Männern und Frauen in Organisationen. Demgegenüber plädierte der Referent dafür den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen dadurch zu optimieren, dass sich Männer und Frauen gegenseitig unterstützen, statt sich gegenseitig zu bekämpfen.
Im nächsten Vortrag ging es um neue aufgeklärte alternative Qualitätsmedien. Dabei stellte Herr Lassahn die Geschichte und Konzeption des relativ neuen alternativen Radiosenders "Kontrafunk" dar. Herr Lassahn ist Schriftsteller und Moderator bei Kontrafunk. Im Rahmen seines Vortrags berichtete er von seinen Radiointerviews insbesondere mit der ehemaligen DDR-Bürgerrechtsaktivistin Vera Lengsfeld.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Tagungshotel berichtete der betroffene Vater und ehemalige Unternehmer Dr. Fritz über seine negativen Erfahrungen mit Jugendämtern und Gerichten bei der Durchsetzung seiner Sorge- und Umgangsrechtsansprüche für seine Kinder. Nach einer Trennung wurden ihm seit etwa fünf Jahren der Kontakt und Umgang mit seinen zwei Kindern seitens der Mutter verwehrt. Aufgrund seiner Erfahrung monierte Herr Dr. Fritz, dass sich deutsche Jungendämter und Familiengerichte zu wenig für das tatsächliche Kindeswohl interessieren und plädierte für eine faire und gleichberechtigte Lösung für Eltern und Kinder beim Sorgerecht und beim Umgang mit Kindern. Er schlug ein öffentliches Evaluierungs- und Ratingsystem für Entscheidungen von Jugendämtern und Familiengerichten vor.
Beim letzten Vortrag stellte Herr Müller von MANNdat e.V. eine neue Initiative zur Einrichtung eines Rechtsfonds für benachteiligte Jungen, Väter und Männer vor. Viele Opfer einer Benachteiligung können sich nicht verteidigen, weil sie nicht die nötigen Mittel und Erfahrungen haben. Da die meisten Hilfsorganisationen sich nicht für benachteiligte Jungen, Väter und Männer einsetzen, finden sie auch sonst wenig bis keine Unterstützung. Dies führt auf einer weiteren Ebene dazu, dass es auch wenige bis keine Präzedenzfälle gibt, an denen sich weitere Opfer für ihre Verteidigung orientieren können. Die vorgeschlagene Rechtsinitiative soll benachteiligte Jungen, Väter und Männer bei einer juristischen Durchsetzung ihrer berechtigten Interessen unterstützen.
Nach der Vortragsreihe und einer Kaffeepause wurden einzelne Themen in Form von Arbeitsgruppen vertieft diskutiert. Zum Abschluss der Tagung wurden mehrere kurze Dokumentarfilme gezeigt.(Berlin: AB)